Ganzheitliche Psychotherapie und Coaching
"Begeisterung ist Dünger für das Gehirn" -Gerald Hüther

Vitalstoffgestützte Psychotherapie

 


"Vitalstoffe sind in aller Munde, denn sie passen zum Zeitgeist der Selbstoptimierung. In der Medizin, insbesondere in den USA hat sich die Arbeit mit Vitalstoffen längst im Mainstream etabliert (Stichwort Orthomolekulare Medizin). Und dennoch ist die Arbeit mit Vitalstoffen unter vielen Psychotherapeuten ein heißes Eisen, an dem man sich schnell die Finger verbrennen kann, wenn man von der Fachwelt ernstgenommen werden möchte. Teilweise ist dies nachvollziehbar, denn von unseriösen „Vitaminverkäufern“ wimmelt es nur so da draußen. Häufig wird bei diesen Angeboten nach dem „Gießkannenprinzip“ gearbeitet oder eine Herangehensweise als die alleinige Wahrheit verkauft. Umso schwerer war es für mich die tatsächliche Relevanz des Themas für die Psychotherapie zu erkennen. Als ich hinter den Nebelkerzen die wirkliche Relevanz des Themas zu erkennen begann eröffnete sich eine neue Welt für mich, denn die Vitalstoffe stellen eine wichtige Brücke zwischen körperlichen Prozessen und dem psychischen oder auch geistigen dar. Im Folgenden möchte ich Ihnen diese Relevanz etwas näher bringen."


Jannick Bauer (Vorsitzender des Fachverbandes Vitalstoffgestützte Psychotherapie e.V.)

 

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Die erste Grundannahme der Vitalstoffgestützten Psychotherapie ist, dass körperliche- und geistige Prozesse stark miteinander verwoben und voneinander abhängig sind. Daher können durch eine zielgerichtete Unterstützung bestimmter Stoffwechselprozesse auch psychotherapeutische Prozesse beeinflusst und Veränderung vereinfacht werden. Beispielsweise nimmt mit fortschreitendem Alter die Synthetisierung eines Proteins, welches die Myelinschicht aufbaut ab. Dies hat zur Folge, das Nervenbahnen nicht mehr so schnell aufgebaut werden können, was Lernprozesse (Die in jeder psychotherapeutischen Richtung essentiell sind) einschränkt. Durch die gezielte Supplementierung bestimmter Aminosäuren und anderer natürlicher Substanzen könnte dieser Prozess jedoch unterstützt werden.


Abbildung 1: Beispiel für einen sich wechselseitig verstärkenden Teufelskreis der Depression
Auslösende Faktoren, die eher einen initialen Selbstwertverlust zur Folge haben, können unter anderem eine schwere Enttäuschung über eine nahestende Person sein, die introjiziert wird, traumatische Ereignisse oder Veränderungen der eigenen Rollenbilder (z.B Statusverlust). Auslösende Faktoren, die eher eine Veränderung in den positiv verstärkenden Aktivitäten erzeugen, können unter anderem Veränderungen der eigenen Rollenbilder mit unzureichenden coping Mechanismen sein (z.B. Mutterschaft), oder ein unausgewogener Lifestyle, in dem Privatleben und Beruf nicht in Einklang miteinander stehen. Die Folge auf der körperlichen Ebene für den Auslöser ist eine Stressresponse mit der vermehrten Ausschüttung von Cortisol, welches wiederrum vielfältige körperliche und psychische Auswirkungen hat. Die Verminderte Aktivität der Mitochondrien ist eine Reaktion auf die Stressresponse. Ein Teufelskreis der Depression wird in Gang gesetzt. 
 

 





Die zweite Grundannahme der Vitalstoffgestützten Psychotherapie ist, dass Veränderungsprozesse Energie benötigen. Auch wenn die Motivation zur Veränderung hoch ist, kann ein ausgelaugter Organismus diese manchmal nicht durchführen, weil ihm schlichtweg die Energie fehlt. Hier kann die Vitalstoffgestützte Psychotherapie über die Steigerung des Energielevels unterstützend eingreifen. Hierzu ist eine Diagnostik notwendig, die den Ursprung eines niedrigen Energielevels analysiert. Als mögliche Ursachen können beispielsweise ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen oder eine Belastung mit Schwermetallen oder anderen Umweltgiften in Frage kommen. Ein Mangel an Mikronährstoffen kann dann durch Supplementierung ausgeglichen werden. Eine Belastung mit Giftstoffen kann durch ausleitende Maßnahmen behoben werden. Grundsätzlich ist auch immer die Darmgesundheit zu beachten und zu unterstützen, da die wichtigen Mikronährstoffe hier aufgenommen werden sollen und der Darm einen wichtigen Bestandteil des Nervensystems und des Immunsystems darstellt.


Die dritte Grundannahme der Vitalstoffgestützen Psychotherapie ist, dass Gesundheit durch die Herstellung von Gleichgewichten zwischen verschiedenen Polaritäten erfolgt. Eine dieser Polaritäten ist "Körper" und "Psyche". Die Behandlung des psychischen erfordert immer einen angemessenen Einbezug des körperlichen um zu nachhaltigen Erfolgen zu führen, sei es über Bewegung oder z.B. den Einbezug von Stoffwechselprozessen in die Behandlung. Da wo der Organismus nicht in der Lage ist seine Gleichgewichte selbst zu regulieren (psychisch und körperlich) kann er dabei unterstützt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Entwöhnung von Kokain: Kokainabhängige verfügen über weniger Dopamin D2-Rezeptoren in ihrem Belohnungssystem, da der Körper durch die massive Erhöhung des Dopaminspiegels durch das Kokain versucht ein Gleichgewicht herzustellen, und diese Rezeptoren abbaut. Bei der Entwöhnung hat dies zur Folge, dass die Klienten keine Freude mehr an "natürlichen" Belohnugen finden können, bis der Körper dieses Gleichgewicht wieder hergestellt hat. Durch die gezielte Supplementierung von speziellen Stoffen kann der Körper schneller zu einem Gleichgewicht dieser Rezeptoren zurückfinden. Körperliche Prozesse bedingen psychische Prozesse und psychische Prozesse körperliche; und so können auch psychische Interventionen körperliche Effekte haben und auf den Körper und Stoffwechsel bezogene Methoden psychische Effekte. Beide Ebenen sollten angesprochen werden.

 

Die vierte Grundannahme der Vitalstoffgestützten Psychotherapie ist, dass Heilung in der Regel "Selbstheilung" bedeutet. Der Organismus hat in der Evolution verschiedenste psychische und körperliche Selbstheilungsmechanismen entwickelt (In der Humanistischen Psychotherapie wird auch von Selbstakualisierung gesprochen). Diese Selbstheilungstendenz kann in der Psychotherapie gefördert werden, indem das "richtige" Milieu geschaffen wird, um Selbstheilung zu ermöglichen. Das "richtige" Milieu kann z.B. über eine heilsame und stabile therapeutische Beziehung geschaffen werden. Ein anderer Faktor ist, die körperlichen Prozesse so zu unterstützen, dass die natürlichen Selbstheilungstendenzen aktiviert werden. Ein Beispiel für einen Selbstheilungsmechanismus von traumatischen Erlebnissen ist neurogenes Zittern (vergleichen Sie hierzu die Arbeit von David Berceli). Dieses neurogene Zittern kann durch gezielte Körperübungen ausgelöst werden.